Letzten Samstag, am 8. August 2018, machte sich in San Francisco ein Schiff mit einer gigantischen Konstruktion im Schlepptau auf den Weg, den Pazifik aufzuräumen. Boyan Slats Big Ocean Cleanup soll damit beginnen die Weltmeere von 150.000.000 Tonnen Plastikteilen zu befreien.
150.000.000 Tonnen
Diese Zahl macht mich fassungslos.
Ein paar Stunden bevor das Schiff den Hafen verließ, stand ich viele tausend Kilometer entfernt mit zwei Einkaufslisten in der Hand in einem Schreibwarengeschäft in Berlin. Ich starrte auf das Regal vor meinen Füßen und stellte mir die Fragen aller Fragen:
Wozu brauchen (meine) Kinder eigentlich PVC-Klarsichthüllen?
2 x 20 Stück. Jedes Schuljahr.
Diese Hüllen werden eingeheftet und im Laufe des Schuljahres mit Arbeitsblättern befüllt. Was die nächste Frage aufwirft: Warum kann man diese Arbeitsblätter nicht lochen und einheften wie alle anderen Blätter auch? Und wenn doch mal was ausgeschnitten werden muss: Warum nutzt man zum Sammeln der einzelnen Teile keinen Briefumschlag?
Alles in mir sträubte sich dagegen, diese Dinger zu kaufen. Ich tat es trotzdem.
Zu Hause angekommen bat ich die Kinder, mir bei einer Rechenaufgabe zu helfen.
Wir holten die Küchenwaage aus dem Schrank und wogen 20 Klarsichthüllen ab.
Der Kleine notierte: 0,125 kg
Ich googelte derweil, wie viele Kinder 2017/2018 eine Berliner Schule besuchten.
Der Große notierte: 351.249
Wir rechneten: 351.249 x 01,25 kg = 43.906 kg / ca. 44 t
44 Tonnen Prospekthüllen. Jedes Schuljahr. Allein in Berlin.
Jetzt wollten wir’s wissen und googelten die Schülerzahlen der gesamten Bundesrepublik: 8.346.707
8.346.707 x 0,125 kg = 1.043.338 kg/ ca. 1.043 Tonnen
1.043 Tonnen Plastikmüll fallen also allein in Deutschland jährlich an, um das ein oder andere schulische Arbeitsblatt vor Schmutz zu bewahren.
Das ist nicht hinnehmbar.
Was nützt es, die Meere von Plastik zu befreien, wenn wir weitermachen wie gehabt und die sinnlosesten aller sinnlosen Dinge nicht endlich aus unserem Alltag verbannen?
Hakt nach in den Schulen eurer Kinder, ob Klarsichthüllen wirklich sein müssen oder ob es vielleicht auch ohne geht. Eine Schule mit 400 Kindern könnte so im Handumdrehen 50 kg Plastikmüll pro Jahr sparen.
Das wären 50 kg weniger, die Boyan Slats Erfindung aus den Meeren fischen müsste.
Es wäre ein Anfang.