Wenn man ein Buch geschrieben und / oder illustriert, stellt sich irgendwann – spätestens, wenn es fertig in der Schublade liegt – die Frage nach dem passenden Verlag.
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn die Verlagslandschaft in Deutschland ist sehr vielfältig. Es gibt die Branchenriesen, die jeder kennt, kleine Independent-Verlage und natürlich ganz viel dazwischen. Eine (unvollständige) Liste deutschsprachiger Verlage findet ihr z.B. hier.
Außerdem besteht die Möglichkeit, das eigene Werk selbst zu verlegen. Dem Eigenverlag (auch Selbstverlag oder Self-Publishing) haftet jedoch immer noch so eine Art Schmuddelimage an.
Bücher selbst verlegen – tun das nicht nur Leute, deren Exposé nicht gut genug für einen „richtigen“ Verlag ist?
Ist der Selbstverlag nicht der letzte Ausweg, wenn das eigene Manuskript sonst überall ungelesen im Papierkorb landet? Die Antwort ist ganz klar: Nein. Self-Publishing bringt viele Vorteile mit sich und kann eine echte Alternative zur klassischen Verlagszusammenarbeit sein.
Als ich mich Anfang 2019 auf die Suche nach einem Verlag für mein Bilderbuch übers Tiereessen machte, verbrachte ich viele Stunden mit Recherche. Ich schrieb unzählige Emails und Briefe, stellte mich und mein Projekt vor und netzwerkte bis zur Erschöpfung. Manchmal erhielt ich schon nach ein paar Minuten eine Antwort, manchmal erst nach mehreren Tagen oder Wochen. Ein Anruf erreichte mich ein dreiviertel Jahr nachdem ich den Brief mit dem Manuskript eingesteckt hatte. Es regnete natürlich viele Absagen. Hin und wieder wurde mir jedoch auch von Seiten der VerlegerInnen konkrete Hilfe angeboten und zum Beispiel mein Kontakt mit besten Empfehlungen an KollegInnen anderer Verlage weitergeleitet.
Endlich ein Verlagsvertrag!
Zwei Verlage zeigten irgendwann echtes Interesse. Von einem bekam ich nach langem Hin und Her einen Mustervertrag zugeschickt. Es war ein Standardvertrag – nichts Ungewöhnliches – und dennoch steckte der Teufel im Detail und enthielt einige Punkte, die mich davon abhielten, ihn zu unterschreiben. Zum einen waren das die branchenüblichen zehn Prozent Honorar vom Nettoumsatz. Das erschien mir wenig für ein fertig geschriebenes, illustriertes und in diesem Fall auch schon lektoriertes und gesetztes Buch. Zum anderen sah der Vertrag die Übertragung der ausschließlichen Nutzungsrechte aller Bilder und Texte an den Verlag vor. Das wäre – zumindest für dieses Projekt – einfach undenkbar, denn die Illustrationen der About Meat-Serie werden von mir schon seit längerem anderweitig vermarktet und dienen mir als Einnahmequelle (zum Beispiel auf T-Shirts und Taschen). Die Einnahmen aus den Buchverkäufen sollten diese anderen Einnahmen ergänzen, nicht ersetzen. Da stand ich also mit einem Verlagsangebot, dass ich nicht annehmen wollte und einem Buch, für das ich unheimlich viel Zeit aufgewendet hatte und das natürlich unbedingt veröffentlicht werden sollte. Was also tun?
Mit Self-Publishing die Kontrolle behalten
Ich beschäftigte mich umfassend mit dem Thema Selfpublishing und stolperte dabei häufig über so genannte Print-on-Demand-Angebote. (Print on Demand heißt, dass das Buch immer erst dann gedruckt wird, wenn jemand das Buch online kauft.) An sich keine schlechte Idee – für meine Zwecke jedoch völlig ungeeignet. Bilderbücher on demand sind unheimlich teuer in den Druckkosten und gleichzeitig sehr begrenzt in der Ausführung. Pappbilderbücher lassen sich so überhaupt nicht umsetzen. (Stand 2019)
Die einzige Möglichkeit die mir blieb, war also, mich selbst um den Druck zu kümmern und einen Partner für den Vertrieb der Bücher zu finden. Eine teure und zeitintensive Angelegenheit, von der ich euch im nächsten Teil dieses Erfahrungsberichts erzählen werde.